Kultur: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie der Bromelien umfaßt so mannigfaltig unterschiedliche Arten, daß sich für jeden Geschmack und jede Kulturbedingung die passenden Pflanzen finden. Von kleinsten Winzlingen bis zu imposanten Pflanzen mit prächtigen Blütenständen, von filigranen, zart beschuppten Gebilden bis zu wehrhaft bestachelten Ungetümen mit fleischigen Blättern ist alles in dieser Familie zu finden.
Die Familie der Bromelien umfasst so mannigfaltig unterschiedliche Arten, dass sich für jeden Geschmack und jede Kulturbedingung die passenden Pflanzen finden. Von kleinsten Winzlingen bis zu imposanten Pflanzen mit prächtigen Blütenständen, von filigranen, zart beschuppten Gebilden bis zu wehrhaft bestachelten Ungetümen mit fleischigen Blättern ist alles in dieser Familie zu finden. Betrachtet man die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Bromelien – von tropisch heißen Klimata bis in Höhen von über 4000 m aufsteigend – werden die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Arten schnell deutlich.  


Betrachtet man die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Bromelien – von tropisch heißen Klimata bis in Höhen von über 4000 m aufsteigend – werden die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Arten schnell deutlich.  
Wie bei der Anschaffung eines Haustiers sollte man sich auch bei Pflanzen '''vor dem Kauf Gedanken machen''' darüber, welche Arten für die eigenen Kulturbedingungen geeignet sind und welche nicht.


Im Fachhandel finden sich viele Arten, die sich unter "normalen" Zimmerbedingungen über viele Jahre erfolgreich pflegen lassen. So unterschiedlich der Formenreichtum in der Natur so auch das Angebot. Um in der Kultur der im Grunde recht pflegeleichten Pflanzen erfolgreich zu sein ist es dennoch hilfreich, sich über die Anforderungen der Arten, die man pflegen möchte, zu informieren. Dabei ist ein guter Wegweiser, wie die jeweilige Art in der Natur wächst. Von welcher Höhe/aus welchem Land kommt sie? Ist dort dichter Regenwald oder karge Wüste? Erhält sie Regengüsse oder nur (nächtliche?) Nebel? Wächst sie auf der Sonnen- oder der Schattenseite eines Felsens? Je mehr man über seine Pflanze weiß desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß man ihre Bedürfnisse erkennt und sie es einem mit kräftigem Wachstum dankt.
Im Fachhandel finden sich viele Arten, die sich unter "normalen" Zimmerbedingungen über viele Jahre erfolgreich pflegen lassen. Um in der Kultur der im Grunde recht pflegeleichten Pflanzen erfolgreich zu sein ist es dennoch hilfreich, sich über die Anforderungen der Arten, die man pflegen möchte, zu informieren. Dabei ist ein guter Wegweiser, wie die jeweilige Art in der Natur wächst. Aus welchem Land stammt die Art? In welcher Höhenlage kommt sie vor? Ist dort dichter Regenwald oder karge Wüste? Erhält sie Regengüsse oder nur gelegentlich nächtlichen Nebel? Wächst sie auf der Sonnen- oder der Schattenseite eines Felsens? Je mehr man über seine Pflanze weiß desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ihre Bedürfnisse erkennt und sie es einem mit kräftigem Wachstum dankt.


Für den Einstieg kann man die gängigsten Arten grob in verschiedene, nicht fest umrissene [[Pflegegruppen]] einteilen, die, wie auch die einzelnen Kulturbedingungen, in den folgenden Artikeln nähere erläutert werden. Nutzen Sie dafür die unten stehende Menüleiste.


'''Wichtig:''' Detaillierte Pflegeanleitungen für jede Bromelienart können wir auf dieser Webseite nicht bereitstellen. Dies ist aufgrund der Vielfalt der Familie gar nicht möglich und würde den Rahmen des Projektes sprengen. Wir wollen aber versuchen die allgemeinen Ansprüche zu erläutern um vor allem Neulingen und Einsteigern den Anfang zu erleichtern. Für spezielle Fragen nutzen Sie bitte das [http://forum.dbg-web.de/ Forum].


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== Trichterbromelien ==
{{Navigationsleiste Kultur}}


Zu den Trichterbromelien gehören solche Arten, die durch die Anordnung ihrer Blätter in der Lage sind, in den Blattachseln größere Mengen Wasser zu speichern.
[[Kategorie:Inhaltsverzeichnis]]
 
[[en:Cultivation]]
In der Kultur benötigen Trichterbromelien eine gleichbleibende, temperierte Wärme (Zimmertemperatur), helle, aber vor direktem Sonnenlicht geschützte Standorte und regelmäßige Wassergaben bei erhöhter Luftfeuchtigkeit. In den Blatttrichtern soll auch während der Blütezeit immer ausreichend frisches, kalkarmes (Regen-)Wasser stehen. Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit hat sich die Aufstellung der Pflanzen über wassergefüllten Schalen sehr bewährt.
 
Ideale Standorte finden sich – '''bei ausreichendem Licht''' – übrigens auch im Bad oder in der Küche.
 
Trichterbromelien besitzen als ursprüngliche Baumaufsitzer (Epiphyten) ein meistens ausgeprägtes Wurzelwerk und sind in der Lage, neben der Nährstoffaufnahme über die Blätter auch Nährstoffe und Feuchtigkeit über die Wurzeln aufzunehmen. Die Kultur der Bromelien erfolgt daher in einem durchlässigen, groben Substrat.
Allen Trichterbromelien gemein ist ihre Vorliebe für viel frische, bewegte Luft bei erhöhter Luftfeuchtigkeit an einem halbschattigen, zugfreien Standort. Daher werden Ihnen Ihre Trichterbromelien einen Freiluftaufenthalt während der Sommermonate auf dem Balkon oder im Garten mit einem noch lebhafteren Wachstum danken. In unseren Breiten sind die Monate Juni bis September die geeignetsten Monate für die Unterbringung im Freien. Die Färbung von Blättern und Blüten ist bei der sommerlichen Freilandkultur zudem um ein Vielfaches intensiver als bei reiner Zimmerkultur.
 
 
== Graue Tillandsien ==
Die sogenannten "atmosphärischen" Tillandsien beziehen Feuchtigkeit und Nährstoffe einzig über ihre "Behaarung". Sie werden aufgebunden oder geklebt auf Hölzern oder Steinen  kultiviert (siehe Kapitel "Substrate").
Allen atmosphärischen Arten gemein ist ihre "Zimmerhärte" durch ihre Anspruchslosigkeit und Toleranz gegen starke Schwankungen der wichtigsten Wachstumsfaktoren wie Wasser, Dünger und Wärme. Absolut unverzichtbar sind allerdings eine '''ausreichende Belichtung und Belüftung'''. In der Natur wachsen Tillandsien an exponierten Standorten wie Baumkronen laubabwerfender Bäume, in Sträuchern, auf Stromleitungen oder Felsen, meist dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt. Diesen Lichtansprüchen muss so gut wie möglich Rechnung getragen werden. Zu bedenken ist dabei, daß die Intensität des pflanzenverfügbaren Lichts (Pflanzen benötigen zum Wachstum ein anderes Wellenspektrum als es gewöhnliches Lampenlicht zur Verfügung stellt) schon einen Meter vom Fenster entfernt nur noch die Hälfte beträgt. Graue Tillandsien sollten darum direkt am Fenster hängen (Technische Tips dazu im Kapitel "Unterbringung").
 
Die Standorte der meisten grauen Tillandsien zeichnen sich zudem durch periodische Trockenheit aus, meistens gepaart mit großen Temperaturschwankungen und deutlich abgesenkten Nachttemperaturen. Diese Faktoren kommen der Zimmerkultur sehr entgegen.
Aufgrund der natürlichen Wachstumsbedingungen kommt allen atmosphärischen Arten ein Freilandaufenthalt in der frostfreien Zeit – frühestens nach den Eisheiligen bis zum Auftreten der ersten Nachtfröste im Spätherbst – sehr zugute. Er stärkt die Pflanzen für die lichtarme Winterzeit bis die Tage in den Monaten Februar/März wieder spürbar länger werden.
 
 
== Wachstumsfaktoren ==
Die wesentlichen Wachstumsfaktoren sind Licht, Luft, Temperatur, Wasser und Dünger sowie die geeigneten Substrate. Erst deren perfektes Zusammenspiel bietet die Voraussetzung für ein gesundes Pflanzenwachstum.
 
=== Licht ===
Bei den Lichtansprüchen muss zwischen den "grünen" und den "grauen" Bromelien unterschieden werden.
 
Generell müssen die grünen Arten eher halbschattig bis schattig kultiviert werden, die grauen Arten eher vollsonnig. Geeignete Lichtverhältnisse ergeben sich in allen West-, Ost- und (im Sommer evtl. leicht schattierten) Südlagen. Vorsicht ist gerade im Frühjahr an Südlagen geboten, wenn die Sonne schnell an Kraft gewinnt und die noch nicht an die erhöhte Sonnenstrahlung gewöhnten Pflanzen regelrecht verbrennen kann.
 
Unter unseren mitteleuropäischen Bedingungen mit langen Sommertagen und extrem kurzen Herbst- und Wintertagen stellen Herbst und Winter die kritischen Jahreszeiten dar. Mit abnehmender Tageslänge müssen auch die grünen Bromelien an gut belichteten Orten kultiviert werden. Die grauen Tillandsien benötigen dann umso mehr die hellsten und sonnigsten Plätze.
 
Die Dauer der Belichtung kann im Winter durch eine geeignete zeituhrgesteuerte Zusatzbelichtung mit speziellen Pflanzenleuchten zum Wohle Ihrer Pflanzen gesteigert werden.
 
Die meisten Bromelienarten stammen von der Südhalbkugel und haben dementsprechend in ihrem genetischen Programm noch immer die umgekehrten Jahreszeiten gespeichert, sie kommen daher bei uns also zu keiner eigentlichen Winterruhe, oft werden sogar die Blüten in dieser Jahreszeit gebildet.
 
=== Luft ===
Bromelien sind in besonderem Maße auf frische und bewegte Luft angewiesen. Die Tillandsien heißen nicht umsonst auch „Luftnelken“.
Bei der Zimmerkultur ist die Versorgung mit ausreichender Frischluft nicht ganz unproblematisch. In den warmen Jahreszeiten reicht die übliche Zimmerlüftung über geöffnete oder gekippte Fenster in der Regel völlig aus. Zu vermeiden ist aber gestaute Luft, d.h. Luft ohne ausreichende Bewegung, die in Verbindung mit direkter Sonnenstrahlung leicht zur Überhitzung der Pflanzen und damit zu Verbrennungen der Blätter führen kann. Daher sollten Gardinen hinter den Pflanzen nicht geschlossen werden, da diese den Luftaustausch mit dem Wohnraum stark einschränken.
 
In der kälteren Jahreszeit ist die Frischluftversorgung eher problematisch. Kalte Außenluft im direkten Kontakt mit den Pflanzen über einen längeren Zeitraum kann besonders bei gleichzeitig feuchten Pflanzen zu erhöhter Fäulnisgefahr führen. Hier ist es empfehlenswert so zu lüften, dass kein „Zug“ entsteht, und auch nur kurzzeitig zu lüften, damit die Pflanzen nicht zu sehr auskühlen.
 
Werden Bromelien in den Sommermonaten draußen kultiviert, ist die Frischluftversorgung immer gewährleistet, hier muss eher auf zugfreie Standorte geachtet werden, so dass die Pflanzen auch bei starken Winden nicht weggeweht werden können. Eine sichere Befestigung auf ihrem Untergrund ist unbedingt notwendig.
 
 
=== Temperatur ===
Auch in Bezug auf die zur Kultur erforderlichen Temperaturen muss zwischen grünen und grauen Bromelien unterschieden werden.
 
Viele der grünen Bromelien entstammen warmen Klimaten und benötigen daher gleichbleibend hohe Tages- und Nachttemperaturen von ca. 20-22°C, wobei auch höhere Temperaturen bei ausreichender Luftfeuchtigkeit toleriert werden. Dauerhaft niedrigere Temperaturen unter 15°C fördern die Gefahr des Ausfaulens der Trichter, insbesondere in Verbindung mit kaltem Gießwasser in den Trichtern. Unter solchen Bedingungen ist es ratsam, die Trichter zu leeren und nur noch über das Substrat vorsichtig zu gießen und die Pflanzen gelegentlich zu sprühen.
 
Grüne Bromelien sind aufgrund ihrer Temperaturansprüche ideale Zimmerpflanzen für alle Arten von Wohnräumen, die übliche Nachtabsenkung der Raumtemperaturen von 4-5°C entspricht der natürlichen nächtlichen Temperaturabsenkung und kommt daher vielen Arten sehr entgegen.
Die grauen Arten – meistens Tillandsien – entstammen Klimaten mit stark schwankenden Tages- und Nachttemperaturen. Die nächtlichen Tiefsttemperaturen führen zu einer morgendlichen Taubildung, oftmals der einzigen Feuchtigkeitsquelle zum Überleben in den ausgesprochenen Trockengebieten.
 
Für die Kultur grauer Arten bedeutet dies eine wesentlich stärkere Temperaturtoleranz. Ausgesprochen weiße Tillandsien können daher im Winter ohne weiteres bei Temperaturen bis 12°C gepflegt werden, allerdings dann mit stark eingeschränkten Wassergaben! Höhere Temperaturen werden vor allem von grau-grünen Arten gut vertragen, allerdings muss hierbei auch angemessene Feuchtigkeit verfügbar sein.
 
 
=== Wasser ===
Bromelien stellen hohe Ansprüche an die Qualität des Wassers. Generell geeignet ist Regen-, Fluss- oder Teich- und auch Aquarienwasser, da es geringe Mengen an Nährstoffen enthält und '''niedrige Härtegrade''' aufweist. Es sollte aber auf die '''Sauberkeit''' geachtet werden. Auch Regenwasser kann in Industriezonen stark schadstoffbelastet sein, insbesondere sollte das erste Regenwasser nach längeren Trockenperioden nicht verwendet werden.
Extrem hartes Wasser ist ebenfalls nicht geeignet, da der darin gelöste Kalk auf den Blättern weiße Flecken und Gießränder verursachen kann und im Extremfall die Saugschuppen verkrusten, so dass diese keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen können. Stark kalkhaltiges Wasser muss daher entkalkt werden, z.B. durch die Entkalkung mittels Torf (Torf in einem Stoffbehälter in das Gießwasser legen und mehrere Stunden wirken lassen).
 
Das Gießwasser muss ausreichend temperiert sein (mindestens 15°C), im Idealfall sollte es Umgebungstemperatur aufweisen. Erhitzte Pflanzen dürfen nicht mit kaltem Wasser gegossen werden, ebenso sollten Pflanzen, auf welche die Sonne scheint, nicht gesprüht werden, denn '''Wassertropfen wirken bei Sonneneinstrahlung wie Brenngläser'''.
 
Die Verfügbarkeit von Wasser ist immer im Zusammenhang mit der Temperatur zu sehen. Generell gilt, daß bei geringen Temperaturen auch die Wassergaben stark einzuschränken sind und daß die Pflanzen im Zweifel leichter verfaulen als vertrocknen.
 
Für die grünen Bromelien, die bei vergleichsweise hohen Temperaturen kultiviert werden, gelten zwei wesentliche Regeln: erstens muss im Trichter immer ein wenig Wasser stehen, auch während der Knospenbildung, und zweitens muss das Substrat möglichst konstant "leicht" feucht sein (d.h. keine Staunässe und keine Austrocknung). Eine allgemeingültige Regel für die Gießhäufigkeit kann nicht aufgestellt werden. Regelmäßige Substratkontrollen und Gießen nach Bedarf sind ratsam. Unterschiedlich hohe Wasserstände im Trichter sind für die Bromelien übrigens kein Problem.
 
Die grauen Arten werden nicht getopft, sondern epiphytisch auf Stein oder Holz kultiviert. Sie beziehen ihre Feuchtigkeit aus der natürlichen Luftfeuchtigkeit und durch regelmäßiges Ansprühen.
Bei starker Austrocknung kann eine Pflanze auch für ein paar Stunden getaucht werden (sie saugt sich dann regelrecht voll), aber nicht länger als einen halben Tag, da sie unter Wasser nicht atmen kann. Man sollte nicht zu viele Pflanzen im gleichen Wasser tauchen, da auf diese Weise auch eventuell vorhandene Pilze und Schädlinge übertragen werden können.
 
Durstige Pflanzen erkennt man an seitlich eingerollten Blatträndern, braune Blattspitzen bei grauen Tillandsien weisen hingegen auf zu hohe Wassergaben hin.
 
Unter Zimmerbedingungen und Zimmertemperaturen bei gleichzeitig niedriger Luftfeuchtigkeit kann ein tägliches Besprühen der Pflanzen erforderlich sein. Das morgendliche Besprühen kommt dem natürlichen Rhythmus der Pflanzen, d.h. der morgendlichen Taubildung, nahe. Es sollte auf jeden Fall sichergestellt sein, dass die Pflanzen zur Nacht abgetrocknet sind, besonders wenn die Pflanzen bei niedrigen Nachttemperaturen kultiviert werden.
Bei kühler Kultur, z.B. in Treppenhäusern oder Schlafräumen, kann wöchentliches Sprühen der Tillandsien im Winter ausreichend sein, mit steigenden Temperaturen im Sommer sind auch die Wassergaben zu steigern.
 
 
 
=== Dünger ===
Der Nährstoffbedarf bei den Bromelien spielt nur eine untergeordnete Rolle, dennoch sollten auch die Bromelien regelmäßig mit Nährstoffen versorgt werden.
 
Bei den Trichterbromelien kann dem Gießwasser ein Flüssigdünger zugegeben werden, allerdings nur in stark verminderter Konzentration (ca. ¼ bis ½ der für Zierpflanzen angegebenen Konzentration). Gedüngt wird sowohl durch das Gießen des Substrates als auch durch das Besprühen der Blätter. Auch in den Blatttrichter kann gedüngtes Gießwasser gegeben werden.
 
Bei den grauen Bromelien erfolgt die Düngung beim Sprühen der Pflanzen über das Sprühwasser. Da die grauen Tillandsien kein Wasser speichern oder über ein Substrat zur Düngerspeicherung verfügen, ist hier die Häufigkeit der Düngergaben ausschlaggebend.
Zur Unterstützung der Ruhezeit im Winter sollten die Düngergaben mit abnehmender Lichtverfügbarkeit eingeschränkt und im Frühjahr wieder kontinuierlich gesteigert werden. Bei gering dosierter Düngung ist ein Rhythmus von 1-2 Wochen empfehlenswert.
 
Vorteilhaft sind Dünger mit erhöhten Spurenelementkonzentrationen. Am einfachsten in der Anwendung sind entsprechende Spezialdünger, die meistens mit den Pflanzen angeboten werden. Positive Ergebnisse liegen auch bei der Verwendung natürlicher Pflanzenstärkungsmittel vor (z.B. auf Knoblauchbasis für alle grünen Bromelien).
 
Entsprechend den natürlichen Wachstumsbedingungen ist eine Bromelie eher "hart" zu kultivieren. Überhöhte Düngergaben können leicht zu einer Veralgung der Pflanzen führen, die sich negativ auf das Aussehen und die Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit der Saugschuppen auswirkt.
 
 
=== Substrate ===
Insbesondere grüne Bromelien werden in Töpfen kultiviert. Entsprechend ihrer natürlichen Wachstumsbedingungen als Epiphyten benötigen die grünen Bromelien ein lockeres, salzarmes und eher saures Substrat (pH-Wert um 5,5). Empfohlen werden hier insbesondere Rindenkultursubstrate, wie sie auch als Orchideenerden angeboten werden. Spezielle Bromeliensubstrate sind nicht oder nur selten im Handel.
Als Töpfe bieten sich einfache Kunststofftöpfe an, wobei Bromelien zur Förderung der Durchwurzelung in eher kleinere Töpfe gepflanzt werden. Tontöpfe werden wegen der Verdunstungskälte, die an der Topfaußenseite entsteht , nicht verwendet, da die Bromelien einen eher warmen Fuß lieben. Optisch sehr ansprechende „Töpfe“ lassen sich aus Korkröhren leicht selbst herstellen und ergeben sehr natürlich aussehende (Über-)Töpfe.
Die atmosphärischen Bromelien werden allgemein auf Stein oder Holz kultiviert. Diese Art der Kultur entspricht den natürlichen Lebensbedingungen, besiedeln Tillandsien doch alle Arten von Bäumen, Felsen und auch solch exponierte Standorte wie Hausdächer oder Telefondrähte.
 
Geeignetes Holz zum Aufbinden der Bromelien muss lange haltbar sein, um ein ungestörtes Wachstum der Pflanze über Jahre zu ermöglichen. Darüber hinaus sollte es auch optisch interessant sein.
Das früher übliche in interessanten Windungen wachsende Rebholz ist stark holzwurmgefährdet und daher in größeren Sammlungen heute nur noch wenig vertreten. Als Alternative bietet sich Robinienholz oder gewisse Koniferenarten (Lebensbaum, Wachholder) an. Bei den genannten Materialien liegt die Lebensdauer bei mindestens 5 Jahren. Eichenholz hingegen kann bereits nach 2 Jahren so morsch sein, dass die Hölzer auseinanderbrechen.
 
Zur Befestigung der Pflanzen auf dem Holz haben sich zwei Techniken durchgesetzt: das Aufkleben mittels Heißkleber (Achtung: Vor dem Einsetzen der Pflanzen abkühlen lassen!) oder anderen Kontaktklebern (wobei unbedingt darauf zu achten ist, daß der Kleber keine Säure enthält) und das Aufbinden mittels Kupferdraht oder Nylonbändern. Nylonbänder lassen sich aus quer zerschnittenen Feinstrumpfhosen leicht selbst herstellen und sind hervorragend stabil und zugleich dehnbar.
 
Die Pflanzen werden '''in ihrer natürlichen Wuchsrichtung''' auf der Unterlage befestigt. Es gibt auch Tillandsien, die nach unten wachsen! Besitzt die Pflanze Wurzeln, reicht meistens die Befestigung der Wurzeln auf der Unterlage. Bei guter Pflege wird die Pflanze weitere Wurzeln bilden und sich mit ihrer Unterlage verbinden. Sonst muss die Befestigung durch Kleben oder vorsichtiges „Einfädeln“ des Bandes in die untersten Blätter erfolgen. Das Hinzufügen von Moosen oder anderen Pflanzstoffen an der Befestigungsstelle ist nicht ratsam, hier kann es schnell zu Fäulnis kommen.
 
 
== Unterbringung ==
Für die Unterbringung der Bromelien gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Auf der Fensterbank können viele Arten grüner wie grauer Bromelien oder Tillandsien erfolgreich gepflegt werden, vor allem, wenn die Bromelien im Sommer im Garten oder auf dem Balkon untergebracht werden können.
 
Für Pflanzen mit spezielleren Anforderungen an Wärme, Licht und Feuchtigkeit müssen abgeschlossene Kulturräume geschaffen werden, in denen spezielle Micro-Klimata geschaffen werden können. In Wohnräumen können dies spezielle Pflanzenvitrinen oder Blumenfenster sein, die allseitig gegen die Umgebung geschlossen werden können. Für größere Sammlungen bietet sich der Wintergarten oder ein beheizbares Gewächshaus an.
 
 
=== Fensterbank ===
 
 
=== Vitrine ===
Die Pflanzenvitrine ist eine Alternative zur Unterbringung größerer Bromeliensammlungen oder zur Gestaltung naturnaher Vegetationsbilder. Konstruktiv muss die Vitrine so ausgelegt sein, dass sie stabil, verrottungsfest und wasserdicht ist. Beispielsweise geeignet sind allseitig verglaste Aluminiumkonstruktionen mit einer eingelassenen Pflanzenwanne, die die Bodenbepflanzung mit Trichterbromelien aufnimmt. Darüber können epiphytisch wachsende Bromelien und graue Tillandsien aufgehängt werden. Wichtig ist die technische Mindestausstattung einer Pflanzenvitrine mit einer (Zusatz-)Beleuchtung und einem Ventilator für die Belüftung bzw. Luftumwälzung. Alle elektrischen Einrichtungen sind wassergeschützt auszuführen!
In einer Pflanzenvitrine lassen sich aber auch mit technischen Mitteln spezielle Klimata z.B. für die Kultur extrem wärmeliebender Arten oder die Pflege von Bromelien aus kalten Nebelwäldern erzeugen.
 
Entsprechend den speziellen Bedürfnissen müssen die Pflanzenvitrinen dann mit Pflanzenleuchten, Luftumwälzern, Heizung oder Kühlung, Nebelerzeugern etc. ausgestattet werden. Folglich erfordert der Bau spezieller Pflanzenvitrinen ein hohes technisches Geschick und eine Menge Pflanzenkenntnis.
 
Eine Ausführliche Anleitung zum Bau einer Pflanzenvitrine finden Sie in der Bromelie 1/2002, S.13-14
 
 
=== Gewächshaus ===
Wintergärten und Gewächshäuser bieten vielfach ideale Kulturbedingungen. Spezialkulturen wie Nebelwaldbromelien sind nur unter Glas mit geregeltem Klima möglich.
Wichtig bei der Kultur im Wintergarten oder Gewächshaus ist die Größe des zur Verfügung stehenden Raumes. Kleine Wintergärten mit flach geneigten Dächern und Kleingewächshäuser überhitzen bei Sonneneinstrahlung sehr leicht. Zusammen mit ungenügenden Lüftungsflächen kann dies schnell zu extremen Temperaturen über 50°C führen, was auch harten Pflanzen nicht zuträglich ist. Ausreichend große und hohe Räume mit ausreichend Lüftungsfläche hingegen können sogar im Sommer ohne Schattierung auskommen.
 
Gerade bei der Anschaffung eines Kleingewächshauses sollte bedacht werden, dass dieses im Winter beheizt werden muß. Die meisten der angebotenen einfachverglasten Konstruktionen erfüllt hierzu nicht die notwendigen Voraussetzungen. Die Beheizung setzt eine entsprechende Konstruktion und Verglasung aus mindestens 16mm Stegdoppelplatten voraus, schränkt aber die Größe gleichzeitig wieder auf ein finanziell „unterhaltbares“ Maß ein.
Bei der Inneneinrichtung – vor allem eines Wintergartens – muß daran gedacht werden, dass größere Sammlungen nur mit entsprechenden Gieß- oder Nebelgeräten gegossen werden können, und die Inneneinrichtung sowie Boden- und Wandbeläge dieser Behandlung standhalten müssen.
Ist der Wintergarten oder das Gewächshaus groß genug, lassen sich auch Landschaftsbilder en miniature nachbilden, so gehören auch die großen Säulenkakteen Mittel- und Südamerikas zu den bevorzugten Lebensräumen vieler Tillandsienarten. Auch in der Kultur ist dies machbar.
 
 
=== Garten ===
Der Aufenthalt der Bromelien im Garten oder auf dem Balkon in den Sommermonaten ist bei den meisten Arten sehr empfehlenswert.
 
Entsprechend ihren Kulturansprüchen müssen die grünen Bromelien schattig bis halbschattig ohne direkte Sonneneinstrahlung an windgeschützten Plätzen kultiviert werden. Besonders in den ersten Tagen nach dem Ausräumen ist auf eine gute Beschattung der Pflanzen zu achten, sonst drohen Verbrennungen der Blätter.
Graue Tillandsien lassen sich gut in voller Sonne kultivieren, dennoch ist bei der Unterbringung an besonnten Hauswänden Vorsicht geboten, da man mit einer ernormen Hitze-Rückstrahlung von der Wand zu rechen hat, die im schlimmsten Fall die Pflanzen verbrennen kann.
Graue Tillandsien sind in der Regel nicht entzückt von Dauerregen, vor allem gepaart mit niedrigen Temperaturen. Eventuell empfiehlt sich in einem verregneten Sommer ein gewisser Regenschutz.
 
Auf Schnecken und anderes Getier muß im Freiland sehr sorgfältig geachtet werden, da gerade Nacktschnecken auch vor großen Trichterbromelien nicht halt machen.
Die atmosphärischen Tillandsien kann man halbschattig und nach Eingewöhnung auch sonnig bis vollsonnig kultivieren. Zum Aufhängen bieten sich lichte Bäume oder spezielle Hängegestelle aus Drahtgeflecht an. Die Pflanzen müssen gut gesichert werden, damit sie bei stärkeren Winden nicht beschädigt oder fortgerissen werden.
Sind die Bromelien einmal auf den Balkon oder in den Garten eingezogen, braucht man sich um die weitere Pflege – ausgenommen das regelmäßige Sprühen – nicht viele Gedanken zu machen. Dies übernimmt die Natur.
 
Ein Tip einer erfahrenen Tillandsiensammlerin: Wenn im Sommer die Autoscheiben morgens beschlagen sind, genügt der Tau. Ansonsten ist bei Trockenperioden Gießen angesagt.
 
Günstige Bedingungen für einen Freilandaufenthalt sind (in Deutschland) von Anfang Juni bis Ende September gegeben. Kurzzeitige Nachttemperaturen im September unterhalb von 10°C sind nach einem Sommeraufenthalt im Garten kein Problem. Kältetolerante Arten können auch bereits nach den Eisheiligen Mitte Mai ausgeräumt werden und müssen erst vor den ersten Nachtfrösten wieder hereingeholt werden. Von Tillandsia bergeri wird berichtet, dass diese Art die tiefen Temperaturen sogar braucht, um regelmäßig zu blühen.

Version vom 19. März 2013, 21:42 Uhr

Die Familie der Bromelien umfasst so mannigfaltig unterschiedliche Arten, dass sich für jeden Geschmack und jede Kulturbedingung die passenden Pflanzen finden. Von kleinsten Winzlingen bis zu imposanten Pflanzen mit prächtigen Blütenständen, von filigranen, zart beschuppten Gebilden bis zu wehrhaft bestachelten Ungetümen mit fleischigen Blättern ist alles in dieser Familie zu finden. Betrachtet man die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Bromelien – von tropisch heißen Klimata bis in Höhen von über 4000 m aufsteigend – werden die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Arten schnell deutlich.

Wie bei der Anschaffung eines Haustiers sollte man sich auch bei Pflanzen vor dem Kauf Gedanken machen darüber, welche Arten für die eigenen Kulturbedingungen geeignet sind und welche nicht.

Im Fachhandel finden sich viele Arten, die sich unter "normalen" Zimmerbedingungen über viele Jahre erfolgreich pflegen lassen. Um in der Kultur der im Grunde recht pflegeleichten Pflanzen erfolgreich zu sein ist es dennoch hilfreich, sich über die Anforderungen der Arten, die man pflegen möchte, zu informieren. Dabei ist ein guter Wegweiser, wie die jeweilige Art in der Natur wächst. Aus welchem Land stammt die Art? In welcher Höhenlage kommt sie vor? Ist dort dichter Regenwald oder karge Wüste? Erhält sie Regengüsse oder nur gelegentlich nächtlichen Nebel? Wächst sie auf der Sonnen- oder der Schattenseite eines Felsens? Je mehr man über seine Pflanze weiß desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ihre Bedürfnisse erkennt und sie es einem mit kräftigem Wachstum dankt.

Für den Einstieg kann man die gängigsten Arten grob in verschiedene, nicht fest umrissene Pflegegruppen einteilen, die, wie auch die einzelnen Kulturbedingungen, in den folgenden Artikeln nähere erläutert werden. Nutzen Sie dafür die unten stehende Menüleiste.

Wichtig: Detaillierte Pflegeanleitungen für jede Bromelienart können wir auf dieser Webseite nicht bereitstellen. Dies ist aufgrund der Vielfalt der Familie gar nicht möglich und würde den Rahmen des Projektes sprengen. Wir wollen aber versuchen die allgemeinen Ansprüche zu erläutern um vor allem Neulingen und Einsteigern den Anfang zu erleichtern. Für spezielle Fragen nutzen Sie bitte das Forum.