Thorsten Krömer - Biologische Erkundung der Cordillera Mosetenes

Aus Deutsche Bromelien-Gesellschaft e. V.
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Die Cordillera Mosetenes in Zentralbolivien umfasst aufgrund ihrer Unzugänglichkeit eines der größten vollkommen unbesiedelten und biologisch unerkundeten Gebiete der bolivianischen Anden. Im Rahmen einer Expedition vom 26.08. bis 21.09.2003 untersuchte ein multidisziplinäres, internationales Biologenteam dort eine Lokalität mit dem Ziel, deren biologische Vielfalt zu erfassen und mit anderen, menschlich beeinflussten Regionen zu vergleichen.

Ausgangspunkt dieser Forschungsreise war die Stadt Cochabamba: Nach einem dreitägigen Aufenthalt zur logistischen Organisation wurde unsere elfköpfige Gruppe zunächst mit einem Bus in den kleinen Ort Tablas Montes gebracht. Von dort aus flogen wir mit einem Hubschrauber des bolivianischen Militärs (Bild 1) zum Zielgebiet im Parque Nacional Isiboro Sécure (16°13’ S, 66°25’ W), wo der Pilot am Ufer einer inmitten des Bergregenwaldes auf ca. 1300 m Höhe gelegenen Lagune (Bild 2) gut landen konnte.

Nach dem Aufbau eines Zeltlagers wurden zur Erkundung der weiteren Umgebung mit der Machete mehrere Pfade geschlagen, so dass wir Botaniker schon bald nach den ersten Vegetationsaufnahmen zur „Verarbeitung“ der gesammelten Pflanzen schwerbepackt ins Camp zurückkamen (Bild 3). Dabei bestand meine Arbeit hauptsächlich in der Inventarisierung der Epiphyten, wozu ich mittels Seilklettertechnik (Bild 4) in die Baumkronen von neun großen Bäumen kletterte.

Im Verlauf der Feldarbeit haben wir unter anderem 30 Araceen, 17 Bromelien, 3 Kakteen, ca. 120 Orchideen sowie etwa 200 Farne gesammelt. Die Bromelien-arten stammen aus den Gattungen Greigia, Guzmania, Mezobromelia, Pitcairnia, Racinaea, Tillandsia und Vriesea, wobei die farbenprächtige Guzmania squarrosa (Bild 4a) besonders auffällig war. Da die meisten Orchideen nicht blühten, wurden die gesammelten Pflanzen in der Regel nicht gepresst, sondern mit einer Nummer versehen an einem Seil aufgehängt (Foto 5), um sie im Anschluss an die Reise zur Kultivierung und Bestimmung nach Santa Cruz zu bringen.

Erfreulicherweise hatten wir während der gut drei Wochen im Feld sehr gutes Wetter (nur zwei Regentage) und darüber hinaus gab es zum Glück weder Unfälle noch Probleme mit stechenden Insekten oder giftigen Tieren, wie zum Beispiel der Korallenschlange (Bild 6), zu beklagen. An größeren Tieren sahen wir einen Hirsch, Kapuzineraffen sowie Beutelratten (Didelphis; span. Carachupa), die mehrfach in die aufgestellten Fallen liefen, jedoch am nächsten morgen wieder freigelassen wurden (Bild 7). Neben unzähligen Insekten, unter denen besonders die Formen- und Farbvielfalt der Schmetterlinge beeindruckte, bestand die Fauna des Untersuchungsgebietes vor allem aus zahlreichen Vögeln und Fröschen, die uns morgens bzw. nachts mit ihrem lautstarken „Konzerten“ erfreuten.

Da sich der Rückflug in die Zivilisation aufgrund von Bauernaufständen, zu deren Überwachung unser Hubschrauber nach La Paz abkommandiert wurde, um dreieinhalb Tage verzögerte, waren alle Teilnehmer nach der erfolgreichen Rückkehr doch sehr erleichtert, auch wenn der endgültige Abschied von der idyllischen „Laguna Carachupa“ (Bild 8) nicht ganz leicht fiel.

Bilder und Text von Thorsten Krömer (Bilder zum Vergrößern bitte Anklicken)